(3) Der Spritzkuchenkönig

Mag die Sonne hinter dem Kanal jetzt auch noch so schön untergehen – ich will ins Warme. Ich will Kaffee und Kuchen. Ich will warme Füße. Ich weiß noch: Eberswalde hat einen Marktplatz. Da steht das Paul-Wunderlich-Haus und der Landrat hat da ein schickes Büro.

Und im Erdgeschoss gab es ein Café mit lecker Torte. Ich hab‘ da mit den Kollegen vor der Präsentation im Pitch um das neue Corporate Design des Landkreises (ziemlich nervös) gefrühstückt. Wir springen in den Drive Now Mini, der für meine langen Beine schlicht zu kurz ist, und danach direkt ans Buffet im „Gustav“.

Das Kaffeehaus Gustav ist, so weit ich weiß, das einzige Kaffeehaus in Deutschland, das einen SpritzkuchenKÖNIG präsentieren kann. Spritzkuchen gelten offenbar als Eberswalder Spezialität. Sie gehen zurück auf den Berliner Konditor und Lebküchler Gustav Louis Zietemann, der am 1. April 1832 seine Konditorei vor Ort eröffnete und dort erstmals Eberswalder Spritzkuchen verkaufte.

Ab 1842 lieferte er seine Spritzkuchen an den Bahnhof, über den seit dem 1. August die neue Bahnlinie Berlin/Stettin führte. Marschverpflegung also. Der Mann steht heute in Bronze gegossen in der Wartehalle des Hauptbahnhofs in Eberswalde. Dumm nur: Ich selber mag die Dinger definitiv nicht.

Aber Gustav macht auch schlesische Mohnlängen. Meine Großmutter aus Görlitz hatte dafür das ultimative Rezept, das ich auch auf Nachfrage nicht rausrücken werde. Wenn ich die am 1.Advent backe, ist etwas mehr Mohn drin, als bei Gustav, aber zwei Stück Mohnlänge und ein Milchkaffee versöhnen mich mit der Novemberkälte.

Und dazwischen diskutieren wir: Sind wir eigentlich Fachwerk?